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Die Flusslandschaften des Jahres seit 2000
Die "Flusslandschaft des Jahres" wird seit dem
Jahr 2000 von den NaturFreunden Deutschlands
zusammen mit dem Deutschen Angelfischerverband für jeweils zwei Jahre
ausgelobt. Der Titel soll auf die ökologische, ökonomische und
sozialkulturelle Bedeutung der Flüsse und der sie umgebenden
Landschaft aufmerksam machen. Ausgezeichnet werden Flüsse, die
entweder besonders gefährdet sind oder an denen hervorragende
Renaturierungsmaßnahmen stattfinden. Um die komplexen ökologischen
Zusammenhänge des jeweiligen Fließgewässers mit seiner Umwelt zu
erfassen, wird explizit eine Flusslandschaft gewürdigt und nicht
allein der Fluss.
Bisherige Flusslandschaften des Jahres:
Jahr |
Flusslandschaft |
2000 - 2001 |
Die Gottleuba |
2002 - 2003 |
Die Ilz |
2004 - 2005 |
Die Havel |
2006 - 2007 |
Die Schwarza |
2008 - 2009 |
Die Nette |
2010 - 2011 |
Die Emscher |
2012 - 2013 |
Die Helme |
2014 - 2015 |
Die Argen |
2016 - 2017 |
Die Trave |
2018 - 2019 |
Die Lippe |
2020 - 2023 |
Die Weiße Elster |
2024 - 2025 |
Die Stepenitz |
Die Stepenitz (Elbe) ist die Flusslandschaft der Jahre 2024
- 2025
Logo: © NFD / DAFV |
Die Stepenitz in Brandenburg wird zur Flusslandschaft der Jahre
2024/25 ernannt. Dies beschloss der gemeinsame Beirat für
Gewässerökologie des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV) und der
NaturFreunde Deutschlands (NFD). Die beiden Verbände rufen alle zwei
Jahre eine gemeinsame Flusslandschaft aus, um die Bevölkerung für die
ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung der Flüsse und
der von ihnen durchflossenen Landschaften zu sensibilisieren. Die
offizielle Proklamation erfolgt traditionell rund um den Weltwassertag
im März.
Referent:
© IfB Potsdam / Fario e.V. |
Die Stepenitz (Elbe) entspringt in der Prignitz im Nordwesten
Brandenburgs und mündet nach rund 84 Kilometern bei Wittenberge in die
Elbe. Mit einem Einzugsgebiet von ca. 1.299 Quadratkilometern bildet sie
mit ihren wichtigsten Nebenflüssen (Dömnitz, Schlatbach,
Jeetzbach und Karthane) einen der wenigen verbliebenen naturnahen
Flussläufe in Brandenburg (Hinweis: Bereich Umwelt der Rolandstadt). Ihre Einzigartigkeit und ihr hoher
Schutzwert wie auch die aktuellen Herausforderungen hinsichtlich der
laufenden Projekte zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)
und der Wiederansiedlung seltener Tierarten haben den Ausschlag
gegeben, die Stepenitz als "Flusslandschaft der Jahre 2024/25"
auszuzeichnen.
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Die Stepenitz gilt als eine der saubersten Flüsse
Deutschlands und ist im Oberlauf weitgehend unverbaut. Die
Stepenitz zieht sich stark mäandernd durch eine ackerbaulich
geprägte Landschaft, dabei wird sie meist von kleineren
Waldgebieten begleitet. |
Oberlauf der Stepenitz - das
Flussbett an sich ist häufig von einem Gehölzgürtel gesäumt. |
Bild: © Fario e.V. |
"Flüsse haben unsere Zivilisation mehr als jede Straße und jede
Technologie geprägt", betont Joachim Nibbe, Mitglied des
NaturFreunde-Bundesvorstands die hohe Bedeutung von Flüssen für die
Gesellschaft.
Die rund 29 Kilometer lange Dömnitz
ist ein linker Nebenfluss der Stepenitz in der
brandenburgischen Landschaft Prignitz. Die Dömnitz hat
Bedeutung im Zusammenhang mit dem Programm
"Elblachs 2000". |
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Bild: © Fario e.V. |
Abendstimmung an der Dömnitz - Nebenfluss der Stepenitz |
"Der Schutz dieser Landschaftsysteme wird angesichts der immer
schneller heraufziehenden Klimakrise immer wichtiger.
Extremwetterereignisse wie Starkregen oder Dürren setzen
Flusslandschaften unter Druck, können von ihnen aber auch abgepuffert
werden".
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Die erste bekannte urkundliche Erwähnung von Groß Linde
stammt aus dem Jahr 1345. Sehenswürdig die Kirche von 1865
und die Wassermühle am Schlattbach, die 1441 erstmals
urkundlich erwähnt wurde. |
Die Stepenitz außerhalb von OT Groß
Linde von Perleberg |
Bild: © N. Drescher,
Rolandstadt Perleberg |
Klaus-Dieter Mau, Präsident des Deutschen Angelfischerverbandes: "Wie
für uns Menschen sind Flüsse Lebensadern der Natur. Wenn wir sie
verstopfen und verschmutzen, stirbt der Organismus. Wir müssen diese
wertvollen Lebensräume wiederherstellen und naturnah erhalten".
Auf halbem Wege zwischen Hamburg und
Berlin liegt die reizvolle Rolandstadt Perleberg.
Der
Roland ist ein Standbild eines Ritters mit Schwert und
Rüstung, aus dem Jahre 1546.
Belegt sind 57
Rolandstatuen, davon existieren noch 37. |
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Bild: ©
Rolandstadt Perleberg |
Abschnitt zur Neuen Mühle
hinter dem Wehr |
Rolandstadt Perleberg
Seit über 785 Jahren liegt
sie in unberührter Natur zwischen ursprünglichen Dörfern. Der
auf dem Großen Markt stehende Roland steht für die
Gerichtsbarkeit und die städtischen Freiheiten: das
Stadtrecht, für Rats-, Vertrags- und Bündnisfreihei, sowie
Markt- und Handelsrechte.gibt Zeugnis von der
Unabhängigkeit von Landesherren und bezeugt eigene Stadt-,
Markt-, Stapel- und Handelsrechte. Durchführende
Handelsstraßen, der Wasserweg des Flusses Stepenitz und nicht
zuletzt die Eisenbahn verhalfen der Stadt zum Aufschwung.
Inmitten der noch teilweise erhaltenen Stadtmauern steht auf
einer Insel das gut erhaltene historische Ensemble der
Altstadt mit sehenswerten Bürgerhäusern und dem Rathaus. |
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1239 erhält Perleberg das
Salzwedeler Stadtrecht unter Obhut der Adelsfamilie Edle Gans zu Putlitz.
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Perleberg und die Stepenitz bei Nacht |
Bild: © N. Drescher,
Rolandstadt Perleberg |
Rolandstadt Perleberg
Seit 1358 Beteiligung in der Hanse nachweisbar -
stetiger Aufstieg mit Blütezeit im 15.Jahrhundert als eine der
reichsten Städte der Mark Brandenburg. Die Stepenitz, damals
noch schiffbar, verbindet die Stadt über die Elbe mit allen
bedeutenden Hanseplätzen.
1546 wird Perleberg Sitz des
Landgerichtes der Prignitz. Die hölzerne Rolandfigur auf dem
Marktplatz wird durch ein Roland-Standbild aus Sandstein
ersetzt.
1817
Perleberg wird Kreisstadt der Westprignitz
1843/1848
Bau der Chaussee Perleberg - Wittenberge und Perleberg -
Pritzwalk (heute Teil der B189)
1993 Im Juni war das
große Stepenitzhochwasser |
Interessant! In Perleberg bieten zwei
regionale Anbieter Kahnfahrten auf der Stepenitz an, um die
Stadt vom Wasser aus von einer ganz anderen Perspektive aus zu
sehen. |
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Bild: © N. Drescher,
Rolandstadt Perleberg |
Die Stepenitz in Perleberg |
Hohe Schutzwürdigkeit
Glücklicherweise blieb die Stepenitz zu
DDR-Zeiten in großen Teilen unangetastet, was zu ihrem heutigen
wertvollen Charakter beiträgt. Ihr natürliches Erscheinungsbild, die
hohe Wasserqualität und Artenvielfalt sind ein Grund für die
herausragende Schutzwürdigkeit unter den brandenburgischen Flüssen.
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Der Perleberger Hagen ist ein ökologisch hochwertiger,
artenreicher Lebensraum. Insbesondere ist der nördliche
Teil als Feuchtbiotop geschützt. |
Perleberger Hagen mit Stepenitz und
historischer Altstadt |
Bild: © Markus Tiemann |
Gleiches gilt auch für ihre Nebenflüsse, wie zum Beispiel die Dömnitz.
Die Stepenitz wurde im Jahr 2009 im Rahmen der Umsetzung der
Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) von der
Flussgebietsgemeinschaft (FGG) Elbe als überregional bedeutsames
Vorranggewässer für Langdistanz-Wanderfischarten wie zum Beispiel dem
Atlantischen Lachs (Salmo salar) ausgewiesen.
Die Stepenitz und ihre Nebenflüsse
können von aufsteigenden Lachsen fast vollständig durchwandert
werden. Im Oberlauf wurden bereits mehr als eine halbe Million
Junglachse, sogenannte Smolts, ausgesetzt. Jedes Jahr steigt
die Anzahl der rückkehrenden Laichfische. |
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Bild: © Fario e.V. |
Die Stepenitz und ihre Nebenflüsse sind das zentrale
Gewässersystem im Projekt "Elblachs 2000" |
Die ökologische Durchgängigkeit spielt dabei eine
besondere Rolle. Zahlreiche Querverbauungen in der Stepenitz, vor
allem aber in den Zuflüssen, stehen diesem Ziel bis heute im Wege.
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Aktuell sollen in der Stepenitz 38 Fischarten vorkommen.
Darunter die bei uns heimischen drei Neunaugen. Dies sind, das
Bachneunauge, das Fluss-Neunauge und das Meer-Neunauge.
Wenn Fluss- und Meer-Neunauge erwachsen sind, wandern sie mit
der Strömung flussabwärts bis zum Meer.
Neunaugen sind
eine Ordnung, fischähnliche, lebende Fossilien und gehören zur
Überklasse der Rundmäuler.
Es sind Tiere, die sich seit
ca. 500 Millionen Jahren kaum verändert haben. |
Stepenitz mit Fischtreppen |
Bild: © Fario e.V. |
Reichhaltiges Tier- und Pflanzenvorkommen
Aktuellen Angaben
zufolge kommen in der Stepenitz 38 Fischarten vor. Neben allen drei
Neunaugenarten, verfügt die Stepenitz über einen sich selbst
erhaltenden Bachforellenbestand. Ein geeigneter Lebensraum auch für
den "König der Fische" - den Atlantischen Lachs, wobei die
Wandersalmoniden (darunter versteht man lachs- oder forellenartige Fische)
Lachs und Meerforelle in der Stepenitz seit den 1960er Jahren als
verschollen galten.
Im Jahr 2021 wurde Pritzwalk
765 Jahre alt. Als der kleinen Stadt am 23. Juli 1256 das
Stadtrecht verliehen wurde, war diese Ansiedlung bereits gut
entwickelt. Wer die Gründer von Pritzwalk waren ist nicht
belegt. Sicher ist, dass mehrere Jahrhunderte lang die Slawen
die Gegend besiedelt hatten. |
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Bild: © Markus Tiemann |
Stepenitz bei Pritzwalk, wobei der Ortsname Pritzwalk
zweifelsfrei slawischen Ursprungs ist |
Historische Quellen aus dem 18.Jahrhundert aber belegen, dass
diese Arten früher in der Stepenitz vorkamen. Darüber hinaus kommen im
Stepenitz-System weitere seltene oder geschützte Wirbeltiere vor, wie
zum Beispiel Fischotter,
Biber,
Seeadler,
Schwarzstorch,
Eisvogel,
Limikolen, Wasseramsel,
Gebirgsstelze, Bachmuschel, Edelkrebs und
weitere Wirbellose, die sich durch eine hohe Sensibilität hinsichtlich
Strukturvielfalt und/oder Wasserqualität auszeichnen.
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Im Projekt "Elblachs 2000" bilden
die Stepenitz und ihre Nebenflüsse das zentrale
Gewässersystem. |
Die
Stepenitz in der Rolandstadt Perleberg |
Bild: © N. Drescher,
Rolandstadt Perleberg |
Wiederansiedlungsprojekt für Atlantischen Lachs und Meerforelle
Inspiriert von entsprechenden Bemühungen in anderen deutschen
Bundesländern wurde 1998 das Programm zur Wiederansiedlung von Lachs
und Meerforelle in Brandenburg gestartet. Initiiert vom
Landesanglerverband Brandenburg (LAVB) sowie vom Institut für
Binnenfischerei (IfB) verfolgt das Projekt als Ziel, die
Wiederherstellung sich selbst erhaltender Lachs- und
Meerforellenbestände in ausgewählten
Brandenburger Flüssen sowie die Schaffung von Fließgewässersystemen,
die für Organismen durchgängig sind. Am 1.April 1999 begann der erste
Besatz mit jungen Lachsen und Meerforellen.
Die
Fischfauna, entlang der Stepenitz, zeichnet wegen ihrer hohen
Wasserqualität eine hohe Artenvielfalt, wo auch Äsche und
Steinbeißer beheimatet sind. |
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Bild: ©
Tourismusverband Prignitz |
Winter an der Stepenitz -
Ruhe kehrt ein |
Seitdem helfen jedes Frühjahr Mitglieder des Fario e.V. in
Zusammenarbeit mit dem LAVB und IfB bei der Durchführung dieser
Aufgabe. Jeden Herbst von Anfang Oktober bis Ende Dezember wird die
Rückkehr erwachsener, laichender Wandersalmoniden mit Hilfe der
Elektrofischerei überwacht. Seit vielen Jahren wird das
Wiederansiedlungsprojekt vom Fliegenfischerverein Fario e.V.
tatkräftig unterstützt. Der Verein betreibt seit 2013 in Eigenregie
ein Bruthaus zur Aufzucht von Lachsen und Meerforellen.
Nicht nur
durch Perleberg, sondern auch durch unberührte Wiesen- und
Weideflächen mit einer Fülle von seltenen Tier- und
Pflanzenarten, fließt die Stepenitz. Es ist eben der sauberste Fluss
Brandenburgs.
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Bild: ©
Markus Tiemann |
Auch für den Menschen bietet
die Stepenitz vielfältiges - z.B. Kanufahrten |
Die rötlich unterlegten
Stellen, wie Fischotter, oder Gebirgsstelze, sind mit einer eigenen
Seite hinterlegt.
Wenn Sie mehr erfahren wollen, auch über die NaturFreunde
Deutschlands e.V. dann unter:
www.naturfreunde.de
Ebenso beim Dachverband der
Deutschen Angelfischer, dem Deutschen Angelfischerverband e.V.
www.dafv.de
Mein besonderer Dank gilt
Frau Rita Trautmann von den NaturFreunden
Deutschlands e.V. für den Text und die Bilder. Das Logo, von NFD
/ DAFV, sowie der Karte von IfB Potsdam / Fario e.V., die mir zur
Verfügung gestellt wurden und für diese Seite verwendet werden dürfen,
an Frau Kati Bork vom Tourismusverband Prignitz e.V.,
die mir eine Auswahl an Stepenitz-Bildern zur Verfügung stellte und
Frau N.Drescher, Sachgebietsleiterin Kultur und
Tourismus, der Rolandstadt Perleberg, die mir ebenso Bilder der
Stepenitz zur Verfügung stellte. Vielen Dank auch an Herrn Markus
Tiemann für seine Bilder. Ohne diese freundliche Hilfe
wäre eine solche Seite nicht machbar.
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