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Die einheimischen Schmetterlinge - der Distelfalter - (Vanessa cardui)


Im Jahr 2009 stand ich auf einer Wiese und konnte inmitten eines Phänomens nur staunen. An mir flogen, in einem nicht enden wollenden Schwarm, Distelfalter vorbei. Ich glaube man konnte die Anzahl die damals durch Deutschland unterwegs waren, nicht zählen. Man nimmt Millionen Individuen an.

Aber was war der Grund dieser Massenwanderung: Die damalige Massenwanderung der Distelfalter hing vermutlich mit umfangreichen Niederschlägen zusammen, die die Vegetation in den Überwinterungsgebieten, Afrika, zum richtigen Zeitpunkt habe wachsen lassen. Die Raupen fanden so ausreichend Nahrung, was die massenhafte Vermehrung der Art begünstigte. Eine solche Massenwanderung hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Distelfalter ziehen von ihren Überwinterungsgebieten nach Europa, sogar bis Skandinavien und Island.



Große Anzahl von Distelfaltern an Distelblüten um Nektar zu trinken (Bild: © Naturfoto Frank Hecker) Distelfalter sind vorwiegend an Disteln, wie der Gemeinen Kratzdistel (Cirsium vulgare, der Kohldistel (Cirsium oleraceum), aber auch an der Großen Brennnessel (Urtica dioica) zu beobachten.
Große Anzahl von Distelfaltern an Distelblüten um Nektar zu trinken Bild: © Naturfoto Frank Hecker



Ich freue mich jedesmal wenn ich im Juni die ersten Distelfalter bei mir sehe und im Juli auch zu meinem Sommerflieder geflattert kommen. Die Distelpflanze, die ich in meinem Garten angepflanzt habe, werden wohl hoffentlich auch bald den Distelfaltern als Nahrungspflanzen dienen.



Vanessa cardui wandert jedoch jedes Jahr nach Europa. Allerdings können sie - außer dem äußersten Süden - nicht bei uns überwintern. Die Art ist eigentlich in Afrika beheimatet (Bild: © Andreas Kolossa)
Bild: © Andreas Kolossa Der Distelfalter ist eigentlich in Afrika beheimatet



Der zur Familie der Edelfalter gehörende Distelfalter gehört mit einer Flügelspannweite von bis zu 60 mm zu den größeren Arten. Die Grundfarbe der Flügeloberseite, des Distelfalters, ist hell- bis ornagebraun und weist eine charakteristische Zeichnug aus schwarzen Flecken und einigen an der Spitze der Vorderflügel befindlichen weißen Tupfen auf. Die Flügelunterseite, ist überwiegend hellgrau bis rosafarben und dunkel gezeichnet.



Distelfalter auf einer Flockenblume (Bild: © Makrowilli) Im Sommer sieht man ihn recht häufig in Gärten und Parks bis in eine Höhe von 3000 Meter Höhe.
Distelfalter auf einer Flockenblume Bild: © Makrowilli



Die Massenwanderung des Distelfalters (Vanessa cardui) ist ein wiederkehrendes Phänomen, bei dem Millionen dieser Schmetterlinge von ihren Überwinterungsgebieten in Nordafrika und dem Nahen Osten nach Europa und sogar bis nach Skandinavien und Island fliegen. Diese Wanderung ist nicht auf eine einzelne Generation beschränkt, sondern umfasst mehrere Generationen, wobei die Falter in Etappen ziehen. Auch in den 1980er Jahren hatte ich eine solche Massenwanderung erlebt. Eine unglaubliche Begegnung. Auch was solche kleine Tiere für Strecken fliegen können.



Übrigens: Das Artepitheton leitet sich von C a r d u s (Ringdisteln) ab, einer Pflanzengattung, deren Blätter den Raupen als Nahrung dienen. Distelfalter auf einer Distelpflanze - ihre Hauptnahrungspflanze (Bild: © Michael Schiller)
Bild: © Michael Schiller Distelfalter auf einer Distel - ihre Hauptnahrungspflanze



Vorkommen:

Alle Gebiete, in denen die Futterpflanzen wachsen, häufig an Stellen mit Disteln. In offenem, trockenem Gelände, Trockenwiesen, Wegränder und in Kiesgruben. Er lebt oft auf trockenen Hängen und Feldern oder Schutthalden und kommt, wie beschrieben, hoch in den Bergen über der Baumgrenze vor. Aber der Distelfalter kommt auch in unsere Gärten, wenn wir für ihn Nahrungspflanzen bieten. Disteln erfüllen einen doppelten Zweck. Sie sind Nahrungspflanzen für die Raupen und Nektarquelle für die Falter. Im Sommer saugen die Distelfalter in Gärten und Parks, oft an Blüten des Sommerflieders (Buddleja). Ich bin einmal gespannt, wenn im Juli mein Sommerflieder in Blüte steht, wann die ersten Distelter vorbeischauen.



Distelfalter sind durch ihr großes Spektrum an Futterpflanzen gut verbreitet (Bild: © Wolfgang Höfer) Der Distelfalter ist zur Zeit bei uns nicht gefährdet.
Dies gilt auch für Österreich und der Schweiz.
Distelfalter sind durch ihr großes Spektrum an Futterpflanzen gut verbreitet Bild: © Wolfgang Höfer



Wie schon beschrieben, ist die eigentliche Heimat des Distelflaters Afrika, nördlich der Sahara, von wo aus eine erste Wanderwelle ab Ende März das Mittelmeergebiet erreicht und sich dort fortpflanzt. Die Nachkommen dieser ersten Welle erreichen so im Mai bis Juni Mitteleuropa, um hier bei uns noch 1 - 2 Nachfolgegenerationen hervorzubringen, deren Falter teilweise im Sommer wieder nach Süden zurück wandern. Anscheinend fühlen diese Falter, dass eine Überwinterung nur schwer möglich ist.

Die Eiablage erfolgt bei uns in der Regel auf Disteln. Die Weibchen legen ihre kegelförmigen, gräulichen und längsgerillten Eier einzeln an der Blattoberseite der Futterpflanzen ab, an denen die Raupen fressen. Dabei setzen sich die Tiere waagerecht an der Oberseite der Pflanze ab und legen das Ei auf das darunter befindliche Blatt ab, zu dem sie den Hinterleib hinstrecken. Die Weibchen können 50 bis 100 Eier ablegen. Die Raupe benötigt  ca. 5 Tage um aus dem Ei zu schlüpfen.



Die Raupen leben vor allem auf Disteln, Kratzdisteln und Brennnesseln, aber auch auf anderen Pflanzen. Raupe des Distelfalters (Bild: © Naturfoto Frank Hecker)
Bild: © Naturfoto Frank Hecker Raupe des Distelfalters


 
Die Raupen des Distelfalters werden ca 4 Zentimeter lang und tragen auf jedem Segment einen Dornenring mit sich verästelnden Dornen. Sie ist hell gelblich bis grünlich braun, mit variablen, dunklen Zeichnungen. Die Raupe hält sich zwischen lose zusammengesponnen Blättern verborgen. Die Raupe frisst und häutet sich. Nach einer Raupenentwicklungszeit von ca. 25 - 28 Tagen beginnt die Raupe mit der Suche nach einem Verpuppungsplatz in der Nähe der Raupennahrungspflanze. Dabei ist sie um das Hundertfache ihrer ursprünglichen Größe herangewachsen.



Distelfalter - Puppe - der fertige Schmetterling ist schon zu sehen (Bild: © Naturfoto Frank Hecker) Vor der Verpuppung verlässt die Raupe die Raupennahrungspflanze. Sie spinnt sich ein Polster auf ein Blatt und hakt sich mit dem Hinterleibsende in das Spinnpolster ein. Nach der Verpuppung hängt sie dann als Stürzpuppe kopfüber an Blättern von Sträuchern. Dabei selten direkt an der Raupennahrungspflanze. Bevor die Raupen sich verpuppen, stellen sie das fressen ein.

Wie am Bild unten zu sehen ist, hat die Puppe oft eine wunderschöne goldene Färbung.
Distelfalter - Puppe Bild: © Naturfoto Frank Hecker


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Nach der Verpuppung dauert es weitere 8 - 10 Tage, bis der fertige Schmetterling schlüpft.



Distelfalter schlüpft aus der Puppe (Bild: © Naturfoto Frank Hecker)
Distelfalter schlüpft aus der Puppe (Bild: © Naturfoto Frank Hecker)



Nach ca. 10 Tagen schlüpft der Falter aus der Puppe. Im Herbst sind die Falter im Garten und auf Luzernefeldern beim Nektausaugen zu sehen. Aber schon im Juli kann ich Distelfalter am Buddlejastrauch beobachten.




Klasse Ordnung Familie Gattung Art
Insekten Schmetterlinge Edelfalter V a n e s s a Distelfalter




Auch der Distelfalter gehört zu den typischen Wanderfaltern.

Die fertigen Falter haben eine Lebensdauer von 25 - 60 Tagen (Literatur).
Distelfalter auf Distel (Bild: © Andreas Kolossa)
Bild: © Andreas Kolossa Distelfalter auf Distel



In ihren Ursprungsgebieten kommen Distelfalter das ganze Jahr über vor und bilden eine Generation nach der anderen aus. Wie schon beschrieben fliegen Distelfalter in Europa von Mai bis Juli ein. Sie bilden dann, wie das Klima ist, bis zu zwei Generationen bei uns aus, die von Juli bis August und von September bis Oktober fliegen. Die Raupen der ersten neu ausgebildeten Generation findet man von Juni bis Juli, die der zweiten Generation von August bis September.



Distelfalter mit wunderschönem Farbenspiel (Bild: © Naturfoto Frank Hecker) Erwachsene Distelfalter suchen im Sommer gerne den beliebten Schmetterlingsflieder (Buddleja) auf um Nektar zu trinken.
Distelfalter mit wunderschönem Farbenspiel Bild: © Naturfoto Frank Hecker



Das Zugverhalten der Distelfalter wird aktuell noch intensiver erforscht. Was bislang bekannt ist, ist, dass die Tiere sich den Wind zu Nutze machen und sich von ihm tragen lassen. So gelingt es den Faltern, mit geringem Kraftaufwand weite Strecken zurückzulegen und so in entfernte Regionen vorzudringen und Berge zu überwinden.



Es ist ein kurzes Dasein, das der Distelfalter fristet. Als ausgewachsener Schmetterling, lebt er gerade einmal vier Wochen. Für die Art sind aktuell noch keine speziellen Schutzmaßnahmen notwendig (Bild: © Naturfoto Frank Hecker)
Bild: © Naturfoto Frank Hecker Für die Art sind aktuell noch keine speziellen Schutzmaßnahmen notwendig

 

Bitte helfen Sie mit, damit wir diese Schmetterlinge nicht verlieren. Ohne viel Mühe können Sie ihm in Ihrem Garten helfen: Indem Sie in einer sonnenbeschienenen Ecke Ihres Gartens die Brennnessel stehen lassen. Oder, verschiedene Distel-Arten anzupflanzen. Bitten Sie Ihre Kommune oder Stadt bei Neuanpflanzungen neben Disteln, auch Salweide (Palmkätzchen), Haselnuss, Himbeere, Rote Heckenkirsche anzupflanzen. Fordern Sie auf das Mähen von Wegrändern und Bachufern zu verzichten, wenn es sein muss, dies auf den Herbst zu legen und liegen zu lassen. Probieren Sie es einmal aus und schreiben Sie Ihrer Kommune oder Stadt ein Schreiben, oder ein Mail. Oft ist es so, dass diese kommunalen Einrichtung auf Anregungen ihrer Bürger setzen.



Distelblüten an einer sonnigen Stelle im Garten sind nicht nur ein Blickfang (Bild: © Michael Schiller) Erwachsene Distelfalter suchen im Sommer oft Distelblüten auf.
Distelblüten an einer sonnigen Stelle im Garten sind nicht nur ein Blickfang Bild: © Michael Schiller



Für die gesamte Hin- und Rückreise von ihrer Heimat in Afrika bis in den hohen Norden Europas sind sechs Generationen dieser Schmetterlings-Art notwendig. (Vier für den Flug nach Norden und zwei für den Flug zurück in den Süden).



Vielen Dank an die Naturfotografen Herrn Andreas Kolossa, Herrn Michael Schiller, Herrn Wolfgang Höfer, Herrn Willibald Lang (Makrowilli) und Naturfoto Frank Hecker, für die Aufnahmen vom Distelfalter.


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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 01. Juli 2025 -
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