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uch der Mensch ist ein Opfer


IKEA: Flächenfraß kritisiert


Seligenstadt: "Können wir uns den ungezügelten Flächenverbrauch noch lange leisten?" Bernhard Neckermann vom Landesbund für Vogelschutz bezieht vor dem Hintergrund der möglichen Ansiedlung Ikeas bei Seligenstadt Stellung.
Jeden Tag gehen in Deutschland 130 Hektar Boden verloren. Das sind 1,3 Quadratkilometer und entspricht einer Fläche von 200 Fußballfeldern. Darunter bester Ackerboden und Naturflächen. Jährlich nimmt der tägliche Flächenschwund um zwei Hektar zu. "Jeder weiß es, aber hier beginnt das eigentliche Dilemma, das zu den ungelösten Problemen in unserem Land zählt", schreibt Bernhard Neckermann von der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz Brief an die Redaktion.

Fläche als letzter Trumpf

Hintergrund zu Neckermanns Stellungnahme ist das Ansinnen Ikeas, bei Seligenstadt riesige Lagerhallen für ein Distributionszentrum zu bauen. Der Vogelschützer kritisiert: "Manch große Naturfläche ist für eine Kommune der letzte Trumpf, mit denen die verschuldeten Gemeinden ihre Haushaltslage verbessern wollen." Dann entstehen Gewerbegebiete.

Neckermann erkennt die günstige Lage Seligenstadts für Ikea. "Natürlich liegt die Fläche nicht sehr weit von der A7 und nicht viel weiter von der A3, aber auch inmitten schützenswerter Flächen". Nicht nur für den Menschen sei die Natur bei Seligenstadt ein wichtiger Erholungsraum, für die Wiesenweihe und den Feldhamster, beide vom Aussterben bedroht, gleichsam auch ein Rückzugsgebiet. Zu der angedachten Umsiedlung der Feldhamster äußert Neckermann Skepsis. "Ob die wohl mitspielen?", fragt er.

Im Landratsamt werde so getan, als ob Ausgleichsflächen im Überfluss vorhanden seien. "Woher sollen denn die vielen Flächen noch kommen, die man für solche Baumaßnahmen benötigt?", fragt der Vogelschützer. "Kann man einen anderen Bauwilligen in Zukunft abweisen, der dann zu Recht nachfragt: Warum darf ich hier nicht bauen? Was ist, wenn man auch noch die Ausgleichsflächen benötigt? Eine Ausgleichsfläche für die Ausgleichsfläche?"

Ursache für Artenschwund

Längst seien der Verlust und die Zersiedelung von Lebensräumen die Hauptursache für den rasanten Artenschwund und Umweltverwüstungen. "Niemand soll sagen können, wir wussten das nicht!", mahnt Neckermann. Denn nicht nur Umwelt, Flora und Fauna gehörten zu den Verlierern, auch der Mensch ist Opfer dieser Flächenversiegelung. Denn auf versiegelten Flächen könne das Regenwasser nicht versickern, Überschwemmungen seien vorprogrammiert.

Neckermann ist sich sicher: "Unser Land ist drauf und dran, zubetoniert, asphaltiert und zersiedelt zu werden. Eigentlich müssten zwei von drei Bauvorhaben abgelehnt werden. Aber da macht kein Bürgermeister mit. Denn auf kommunaler Ebene wird am rücksichtslosesten betoniert. Wiesen, Äcker und Naturschutzgebiete werden verschleudert, ohne an ein Morgen zu denken. Die Folgen spüren wir schon". Für Neckermann bleibt nur eine Frage: "Wie lange können wir uns dies noch leisten?"


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- letzte Aktualisierung: Dienstag, 31. Januar 2023 -
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