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Die Gefährdeten Allerweltsvogelarten - Teil:7
Die Feldlerche (Alauda arvensis) - der
Gesangeskünstler
Als ich als Jugendlicher Ender 1960er - Anfang der 1970er Jahre über
die heimische Feldflur im Frühling ging, war es als gäbe es hier nur
Feldlerchen. Überall stiegen die Feldlerchen in den Himmel empor und
sangen ununterbrochen ihr Lied. Minutenlang konnte man den Gesang der
Feldlerche verfolgen, oft bis man den Vogel nur noch als Punkt am Himmel
ausmachen konnte. Dies änderte sich seit den 1970er Jahren drastisch. Vor
allem durch die immer stärkere Intensivierung der Landwirtschaft führte es
bei den Offenland-Vogelarten zu starken Bestandsrückgängen, vor allem auch
bei der Feldlerche.
Was damals, in den 1960er Jahren,
unvorstellbar war, dass einer der häufigsten Offenland-Bewohner als
gefährdet eingestuft werden muss, ist heute leider Realität. Die einst zu
den häufigsten Vogelarten zählende Feldlerche, in Deutschland, ist in
ihren Populationen stark zurückgegangen. Die Feldlerche gilt heute als eine
Rote-Liste-Art 3 = "Gefährdet". Heute gibt es in Deutschland, Gebiete die
als feldlerchenfrei gelten. Auch hier bei mir, durch meine Rundgänge durch die
Agrarsteppe, stelle ich die Verarmung fest. Die Feldlerche höre ich immer
seltener. Experten haben eine enorme Ausdünnung der Bestände festgestellt
(Brutvögel Bayern). Nirgendwo gibt es Anzeichen für eine positive
Entwicklung. Die Entwicklung in der Landwirtschaft unterstützt eine
negative Bestandsentwicklung.
Um der Feldlerche zu helfen, in dieser
Kultursteppe zu überleben, hat man nach einer erfolgreichen Erprobung in
Großbritannien, die Idee der Feldlerchenfenster, nun auch in Deutschland
aufgegriffen. Feldlerchenfenster sind etwa 20 Quadratmeter Lücken im
Getreidebestand, welche durch das Aussetzen der Drillmaschine bei der
Einsaat entstehen. Sie wurden mit dem Ziel enteickelt, eine einfach
Maßnahme zum Schutz von Tierarten der Feldflur, hier vor allem für die
Feldlerche, zu erhalten.
Feldlerchenfenster fördern die im Bestand
stark zurückgehende Feldlerche. In dichten Kulturen nutzt die Feldlerche
die Fenster als Anflugpunkte zu ihren Nistplätzen und zur Nahrungssuche.
Dies ist einfach umzusetzen und benötigt dabei wenig Fläche. Die
Ergebnisse zeigen, dass Feldlerchenfenster im Durchschnitt eine Steigerung
der Feldlerchensichtungen von 15% ermöglichen, bei einer Nutzung von nur
0,4% der landwirtschaftlichen Fläche. Hervorzuheben ist, dass inzwischen
viele Landwirte mitmachen und Feldlerchenfenster "anlegen".
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Die Feldlerche ist fast überall Zuhause. Von Portugal und
Irland im Westen, bis Japan im Osten. Doch ihr Bestand geht seit
Jahrzehnten stark zurück. Mehr als die Hälfte aller Feldlerchen in
Europa sind seit 1980 verschwunden. |
Heute gilt diese ehemals
Allerweltsvogelart Feldlerche als gefährdet |
Bild: © Gunther Zieger |
Die Feldlerche ist keineswegs nur eine
Europäerin. Sie brütet von Portugal bis Japan im Osten. Ihr Vorkommen
verlagert die Feldlerche im Winter nach Süden. Dann findet man die
Feldlerche auch im afrikanischen Mittelmeerraum. Darüber hinaus wurden
durch Ringfunde festgestellt, dass die Mehrzahl der bayerischen
Feldlerchen den Winter in SW-Frankreich verbringen. Dort stellt man den
Feldlerchen immer noch nach. Allerdings wird der Feldlerchenfang in
Frankreich stark kritisiert und ist auch zum Teil verboten.Man vermutet,
dass jedes Jahr eine Million Feldlerchen in den Bratpfannen enden. Dies
alles hat Auswirkungen auf die Bestände der Vogelart. Das Problem ist
auch, dass viele Feldlerchen schon im Februar in die Brutgebiete
zurückkehren. Erfolgt dann ein weiterer Wintereinbruch, so verlassen die
Feldlerchen nochmals die Brutgebiete und kehren in die
Überwinterungsgebiete zurück.
Nur in milden Gebieten wie Süd- und
Westeuropa verweilen die Feldlerchen das ganze Jahr über, wo sie
natürlich auch brüten. |
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Bild: © Stefan Wehr |
Die Bestände der Feldlerche gegen rapide zurück |
Die Feldlerche ist mit einer Körperlänge bis 19 cm etwas größer
als ein Sperling. Ihr Gefieder ist unauffällig graubraun gestrichelt, man
muss sich ja im Gelände verstecken. Im Flug werden die schmalen weißen
Hinterränder der Flügel sichtbar, die sie von den anderen Lerchenarten
unterscheidet. Der Überaugenstreif ist gelblich-weiß. Ist die Feldlerche
aufmerksam stellt sie ihre Scheitelfedern zu einer schwachen, rundlichen
Haube auf, s.Bild oben.
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Die Männchen steigen singend in Spiralen steil empor, meist an
die 100 Meter (niemand hat es wohl je gemessen). Dabei singt das
Männchen ununterbrochen fünf Minuten und länger. Die Feldlerche
singt fast ausschließlich im Flug. |
Das auffälligste Verhalten der Feldlerche
ist ihr eindrucksvoller Gesang |
Bild: Naturfoto Frank Hecker |
Die Männchen beginnen bereits im Februar mit ihrem Gesang.
Dabei steigt das Männchen einige Meter fast senkrecht und stumm empor und
fliegt dann ununterbrochen singend in immer kleiner werdenden Spiralen
steil empor. Oft ist sie dann nur noch als Punkt am Himmel zu sehen.
Hier ist der Gesang der Feldlerche zu hören.
(Referent: Stefan Wehr)
Bei den Feldlerchen singen nicht nur die Männchen, sondern auch die
Weibchen. Singt eine Feldlerche am Boden, handelt es sich meistens um ein
Weibchen. Dabei ist ihr Lied erheblich kürzer und auch leiser, als das
der Männchen im Singflug.
Übrigens: Feldlerchen lernen ihren Gesang,
indem sie die Gesänge anderer Feldlerchen imitieren, besonders in der
frühen Jugendzeit. Sie speichern die Laute im Gedächtnis und versuchen
diese dann nachzuahmen.
Junge Feldlerchen verlassen nach 7 bis 11
Tagen das Nest. Fliegen können sie allerdings erst mit 15 Tagen. |
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Bild: © Michael Schiller |
Feldlerche Jungvogel - sie sehen ihren Elterntieren sehr
ähnlich, mit dem bräunlichen Federkleid |
Die Feldlerche bewohnte ursprünglich Steppengebiete, daher die Vorliebe
für weite offene Lebensräume. Feldlerchen brüten auf Äckern und Wiesen.
Sie kommt in küstennahen Dünengebieten genau so vor, wie in baumlosen
Hochflächen von Gebirgen. Sie kann in den Alpen gefunden werden, bis in
2500 Metern Höhe. Allerdings sind die Bestände in den Alpen stark
rückläufig. Die Feldlerche nimmt Abstand zu den Siedlungsbereichen.
Außerhalb der Brutzeit findet man die Feldlerche auf abgeernteten Feldern,
den geschnittenen Grünflächen, im Winter auch im Randbereich von
Siedlungen.
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Häufig besetzen die Männchen wieder das Revier vom Vorjahr.
Die Weibchen kommen zumeist mehrere Wochen später an. Ab Mitte
April beginnen sie mit dem Nestbau.
Die Feldlerche baut ein
Bodennest, bevorzugend auf trockenem und ebener Fläche mit
niedriger Vegetation, oder nacktem Boden. Sie scharrt eine Mulde
und kleidet diese mit feinem Pflanzenmaterial aus.
Das
Männchen beteiligt sich nicht am Nestbau. |
Feldlerche - Charaktervogel der offenen
Feldflur |
Bild: © Markus Glässel |
Das Gelege besteht in der Regel aus 3 bis 5 Eiern. Die Brutdauer
beträgt 11 bis 12 Tage. Nach 7 bis 11 Tagen verlassen die Jungen das Nest,
können allerdings erst mit 15 Tagen fliegen. Mit ca. 19 Tagen sind sie
dann selbstständig und suchen sich ihr Futter selber. Unter günstigen
Bedingungen sind zwei bis sogar drei Bruten im Jahr möglich.
Erst mit der Ablage des letzten Eies
beginnt das Feldlerchen-Weibchen zu brüten. Meist wird eine
2.Brut, bei günstiger Witterung kann es sogar zu einer 3. Brut
kommen. Das Weibchen ist es auch, dass die Eier alleine
ausbrütet. |
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Bild: © Naturfoto Frank Hecker |
Gelege einer Feldlerche - gepolstert mit dünnen Grashalmen und
zarten Würzelchen |
Unterklasse: |
Ordnung: |
Unterordnung: |
Familie: |
Gattung: |
Art: |
Neukiefervögel |
Sperlingsvögel |
Singvögel |
Lerchen |
Alauda * |
Feldlerche |
* (Ist eine Gattung der Lerchen. 4 Arten gehören dieser Gattung an.)
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Beide Elterntiere füttern die Jungen mit Nahrung. Sie landen
dabei aber niemals direkt am Nest, sondern in sicherer Entfernung
vom Nest, um dieses nicht Fressfeinden zu verraten. |
Bodenbrut der Feldlerche |
Bild: © Naturfoto Frank Hecker |
Feldlerchen-Junge werden vor allem mit tierischer Nahrung versorgt:
Insekten, Larven, Puppen. Die tierische Nahrung ist wichtig, dass die
Jungvögel schnell wachsen und flügge werden.
Die Feldlerche an sich
hat einen vielseitigen Nahrungsplan. Im Sommer werden Raupen, Insekten und
sogar Regenwürmer erbeutet. Mindestens die Hälfte ihrer Nahrung ist
pflanzlich. Im Herbst und Winter frißt sie Grassamen und Getreidekörner
(Weizen) und grüne Teile verschiedener Pflanzen.
Die Feldlerche ist einer der typischen
Vögel der Feldflur, aller dings nimmt die moderne Landwirtschaft
mehr und mehr ihr die angestammten Lebensräume weg. |
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Bild: © Michael Schiller |
Im Herbst nimmt die Feldlerche auch Getreidekörner auf |
Merkmale der Feldlerche (Alauda arvensis)
Länge: 18 -
19 cm; Flügelspannweite: 30 - 36 cm;
Gewicht: Männchen: 30 -
45 g; Weibchen: 25 - 38. Geschlechtsreife: mit einem Jahr.
Brutzeit: April bis Juli (August) Gelege: 3 - 5 weißliche,
rostbräunlich oder grünlich getönte, gleichmäßig kräftig
mittelbraun oder oliv gesprenkelte, glatte und mäßig glänzende
Eier. Anzahl der Bruten 2 (3) Jahresbruten.
Brutdauer: 11 -
12 Tage Nestlingszeit: 7 - 11 Tage, danach das Nest verlassend.
Mit 15 Tage können die Jungen fliegen. Mit 19 Tagen sind sie dann
selbstständig. Bestand: In Bayern wird der Bestand auf 54.000 -
135.000 BP, in Deutschland auf 1,6 bis 2,7 Millionen BP geschätzt.
Jedoch deutliche Abnahme in den letzten Jahren. Verhalten:
außerhalb der Brutzeit gesellig. Während der Brutzeit territorial.
Nahrung: Würmer, Insekten, Samen, Getreidekörner, grüne
Pflanzenteile. Lebenserwartung: ca. 5 - 6 Jahre.
Gefährdung:
RL Bayern und Deutschland 3 = Gefährdet.
Verwandte Arten: In
Mitteleuropa kann man drei weitere Lerchenarten antreffen:
Heide-,Hauben- und Ohrenlerche. |
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Die Feldlerche ist stämmig gebaut mit oberseits tarnfarbenem
Gefieder, graubraun gestrichelt. Häufig sträubt sie die
Scheitelfedern zu einer kleinen Haube auf. Sie besitzt einen
kurzen, aber recht kräftigen Schnabel. |
Schon früh im Jahr kommen die
Feldlerchen aus dem Winterquartier zurück |
Bild: © Michael Schiller |
Die Feldlerche ist eine Art die je nach geografischer
Verbreitung zu den Standvögeln oder Kurzstreckenziehern zählt. Ein Teil
zieht nach Südwesteuropa, in den Mittelmeerraum, nach Afrika bis an den
Nordrand der Sahara und nach Vorderasien um hier den Winter zu verbringen.
Allerdings wird beobachtet, dass in Gebieten ohne längere Schneedecke,
die Feldlerchen ganzjährig bleiben.
Die Feldlerche singt während der ganzen
Balz- und Brutzeit. Nur wenn Nebel oder sehr schlechtes Wetter
herrscht, schweigt sie für eine Weile. Auch während der Mauser im
August und September verstummt ihr Gesang. |
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Bild: © Naturfoto Frank Hecker |
Feldlerche - man muss ihr helfen |
Was tun? Und was muss gefordert werden
Wir alle können mithelfen, dass sich die Situation der Feldlerchen, sowie
aller anderen Arten der offenen Feldflur, verbessert:
Die Anlage
von Blühstreifen (hinterfragen Sie das bei den verantwortlichen
Forstleuten und Jagdpächtern) und Feldlerchenfenstern (Landwirten). Ebenso die
Verschiebung des ersten Schnitteinsatzes bei Grünlandbewirtschaftung,
sowie die Extensivierung der Ackerbau- und Grünlandnutzung. Auch die
Unterstützung von Landwirten, oder Kommunen, bei der Anlage von
Blühstreifen ist sehr hilfreich.
Vielen Dank für die Bilder an
Herrn Gunther Zieger, Herrn Stefan Wehr, Herrn Michael Schiller, Herrn
Markus Glässel und Naturfoto Frank Hecker. Vielen Dank auch an Herrn
Stefan Wehr für die Aufnahme der Feldlerchenstimme.
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