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ie Kornweihe (Circus cyaneus) - die stark gefährdete

In der Wintermonaten, streife ich gerne durch die einsamen Fluren im Ochsenfurter Gau. Dorthin, wo ich mit Sicherheit, keine oder nur wenige Menschen antreffe. Dort, wenn ich Glück habe, sehe ich dann einen Greifvogel, der bei uns in Bayern nicht mehr brütet. Nur im Beobachtungszeitraum 1996/99 und 2010 wurden Kornweihen als Brutgäste hier festgestellt. In der Roten-Liste für Bayern wird die Brutpaar-Angabe mit Null versehen, eben so die Einordnung in der Roten-Liste-Bayern für gefärdete Brutvögel, mit 0, d.h. "Ausgestorben oder verschollen". Man kann die Männchen, ähnlich der Wiesenweihe, mit dieser Art verwechseln. Doch in den Wintermonaten verweilen die Wiesenweihen in ihren Überwinterungsgebieten, südlich der Sahara. Diese Männchen, sind Kornweihen, die auf dem Zug sind, oder Mitteleuropa als Überwinterungsgebiet erwählt haben. Die Winter sind weniger schneereich und kalt und die Möglichkeit Beutetiere zu erlegen, um zu überleben sind weitaus höher. Ihr niedriger und gaukelnder Flug ist dabei typisch für diese kleine Weihenart. Für mich, immer eine Riesenfreude, diese Vorgelart, auch hier bei uns sehen und beobachten zu können.

Ihr wissenschaftlicher Name Circus cyaneus, leitet sich einerseits vom lateinischen "Circus" bedeutet Weihe, andererseits vom griechischen Wort cyaneus ab, dies ist mit "blau" zu übersetzen. Mit blau ist wohl die Kopf- und Rückenfärbung von adulten Männchen gemeint, denn ihr Erscheinungsbild, wie zu sehen, ist silber- bis blaugrau. Die deutsche Bezeichnung "Kornweihe" kann zu Verwechslungen führen, die ich auch immer wieder höre, denn die Greifvögel die im Frühsommer zu sehen sind, sind die in Getreidefelder brütenden Wiesenweihen. Kornweihen sind zu dieser Zeit nicht in unseren Gefilden anzutreffen.

 

Ein imposanter Anblick, wenn ich im Winter diese Greifvogelart beobachten kann (Bild: Gunther Zieger) In Niedersachsen war die Kornweihe um 1900 ein weit verbreiteter, wenn auch nicht häufiger Brutvogel. Bis Anfang der 1980er Jahre waren die bekannten Brutplätze im Binnenland durch den industriellen Torfabbau, durch Entwässerungen und Aufforstungen weitgehend zerstört.
Kornweihen-Männchen zur Winterszeit - für mich ein imposanter Anblick Bild: Gunter Zieger


Das Aussehen von Männchen und Weibchen dieser Art, könnte nicht unterschiedlicher sein. Bei den Männchen sind Kopf und Hals, die Oberseite des Rumpfes, die Oberflügeldecken, die Oberseite der Armschwingen, sowie die Schwanzoberseite einfarbig blaugrau, der Bürzel ist weiß. Die Unterseite bei den Männchen ist bis auf die dunkelgraue Endbinde der Arm- und der inneren Handschwingen einfarbig weiß. Ihr blaugrauer Hals grenzt sich von der weißen Unterseite scharf ab. Die Weibchen haben auf Oberkopf, Hinterhals, Rücken und Oberflügeldecken ein braunes Gefieder. Ihre Schwingen sind oberseits auf graubräunlichem Grund schwärzlich gebändert und zeigen auch eine schwärzliche Spitze. Der Bürzel ist weiß. Hals und Rumpf und die Unterflügeldecken sind auf gelblich weißem Grund braun gestrichelt. Jungvögel, im Jugendkleid, sind oberseits ähnlich wie die Weibchen gefärbt. Die Iris ist bei ausgewachsenen Vögeln gelb, dies lässt sich im oberen Bild gut erkennen. Der Schnabel und die Krallen sind schwarz.


In Schleswig-Holstein war die Kornweihe bis Ende der 1980er Jahre ein unregelmäßiger und vereinzelter Brutvogel, mit maximal 5 BP vor allem im Osten des Bundeslandes. Ab Ende der 1980er Jahre konnte sich die Art als regelmäßiger Brutvogel etablieren und der Bestand  nahm zu, wenn auch sehr langsam. Wie bei allen Weihen üblich - ihre Kleider sind nach Alter und Geschlecht sehr verschieden (Bild: Gunther Zieger)
Bild: Gunter Zieger Kornweihe weiblich im tiefen Suchflug


Die Kornweihe hat unter den Weihen der Welt das größte Verbreitungsgebiet und brütet auch viel weiter im Norden als die anderen kleineren Arten der Gattung. In Europa fehlt die Art als Brutvogel im Süden und erreicht ihre Nordgrenze erst im nördlichen Skandinavien. Mag die Art es kälter, frage ich mich: Dann wird die Klimaerwärmung, die Kornweihe ihre Brutgebiete wohl weiter in den Norden verlegen, müssen. In West- und Mitteleuropa kommt die Art nur inselartig in Tieflagen vor. Kornweihen sind Bewohner offener Landschaften. Heidegebiete, Moore, Marschwiesen und Dünen sind ihre bevorzugten Brutgebiete in Mitteleuropa. Aber wo gibt es diese noch? Oft sind solche beschriebenen Flächen längst verschwunden, oder diese müssten schnellstens renaturiert werden. Neue Brutgebiet sind im Westen durch Aufforstungen entstanden, doch solche Flächen dienen der Kornweihe nur vorübergehend als Brutgebiete, da die Art höhere Waldbestände meidet, diese Gebiete dann räumt, oder nicht mehr besiedelt. da die Kornweihe im Südwesten Europas, gelegentlich auch in Getreidefelder brütet, ist es wichtig, dass hier eine gewisse Landschaftsstruktur vorherrscht. In den intensiv bewirtschafteten Agrargebieten, findet man die Kornweihe vergebens, denn diese Gebiete werden nicht nur als Brutgebiet, sondern auch als Jagdgebiet gemieden.


Beim Kornweihen-Männchen hebt sich der graue Kopf vom weißen Körper deutlich ab (Bild: Gunther Zieger) Kornweihen sind Bewohner offener Landschaften. Zur Brutzeit werden Heide-, Feucht- und Steppengebiete bevorzugt.

Beim Kornweihen-Männchen hebt sich der graue Kopf vom weißen Körper deutlich begrenzt ab. Kennzeichnend ist auch der dunkle Hinterrand des weißen Armflügels.
In Mitteleuropa brütet die Art auch in Getreidefeldern Bild: Gunter Zieger


Während der Brutzeit, sind die Jagdgebiete einzelner Paare recht groß, auch wenn in Gebieten mit für sie günstiger Vegetation mehrere Nester dicht nebeneinander stehen können. Dort zeigt das Männchen dann seine Schauflüge, man nennt die auch "Girlandenflug". Denn nach einem steilen Aufstieg wird auch ein senkrechtes Abstürzen gezeigt. Kornweihen sind Bodenbrüter. Dabei kann man davon ausgehen, dass die Wahl des Neststandortes vom Weibchen ausgeht. Die Wahl des Reviers bestimmt wohl das Männchen. Das Nest wird hauptsächlich vom Weibchen am Erdboden gebaut, stets in dichter Vegetation und gut versteckt. Das Nest besteht aus Zweigen, trockenem Gras, Heidekraut und Schilf, sowie aus dünnen Ästen. Das Nestgelege besteht zumeist aus 4 - 6 bläulichweißen Eiern. Das Weibchen brütet allein, wird aber vom Männchen mit Nahrung versorgt. Das Weibchen ist es auch, das hauptsächling die Jungen mit Nahrung versorgt. Es wird nur ein Gelege pro Jahr hervorgebracht. Die Altvögel verteidigen ihr Gelege mit den Jungvögeln energisch. In Nestnähe befindende Menschen werden ebenso angegriffen.


Ausgeprägter als Wiesen- und Rohrweihe sind Kornweihen Jäger von kleinen Säugetieren. Feldmäuse spielen dabei eine große Rolle.

Hier wunderbar zu sehen, die breiten Flügelspitzen aus fünf gefingerten Handschwingen.
Kornweihen-Weibchen bei der Suche nach Beutetieren (Bild: Gunther Zieger)
Bild: Gunter Zieger Kornweihen-Weibchen bei der Suche nach Nahrung



Merkmale der Kornweihe

Länge: ca. 43 - 52 cm, davon entfallen ca. 21 - 24 cm auf den Schwanz.
Flügelspannweite: 100 - 120 cm;
Gewicht: Männchen 300 - 400 g; Weibchen 370 - 700 g.
Brutzeit: In Mitteleuropa ab Ende April, hauptsächlich im Mai. Es wird eine Jahresbrut hervorgebracht.
Gelegegröße: zumeist 3 - 6, ausnahmsweise auch 7 mattweiße und ungefleckte Eier.
Legeabstand: Normalerweise 2 Tage.
Bebrütungsbeginn: Individuell. Geschieht nach Ablage des 2., 3. oder auch erst 4.Eies.
Brutdauer: 29 - 31 Tage. Das Weibchen brütet allein und wird vom Männchen mit Nahrung versorgt, auch schon vor dem Beginn des Legens. Die Beuteübergabe findet meist in der Luft statt, indem das Weibchen dem mit Beute ankommenden Männchen entgegenfliegt. Auch das Füttern und das Hudern der Jungvögel obliegt allein dem Weibchen. Wenn die Jungen etwa drei Wochen alt sind, beteiligt sich auch das Weibchen am Nahrungserwerb.
Nestlingszeit: 31 - 38 Tage, wobei die männlichen Jungvögel generell 2 - 3 Tage früher flügge werden als die weiblichen. Danach werden sie noch 2 - 3 Wochen von der Mutter - also meist ohne Hilfe des Vaters - mit Futter versorgt.
Überlebensraten: ca. 38% im 1.Lebensjahr und ca. 72% in späteren Jahren (Fachliteratur). Bei Weibchen ist die Überlebensrate generell größer als bei Männchen.
Lebensdauer: Es ist eine Lebensdauer von einem beringten Vogel bekannt, mit 17 Jahren. (Fachliteratur).


Kornweihen sind spezialisierte Mäusejäger, die bei ungünstiger Witterung auf Kleinvögel ausweichen. In vielen Gebieten stellt aber die Feldmaus das wichtigste Beutetier. Auch werden andere kleine Wirbeltiere wie Eidechsen, Schlangen, sogar Fische und Insekten nicht verschmäht und ergänzen den Speiseplan.


Deutlich ist bei dieser weiblichen Kornweihe der Raureif am oberen Gefieder zu sehen (Bild: Gunther Zieger) Weibchen haben auf der Oberseite, Hinterhals, Rücken und den Oberflügeldecken ein braunes Gefieder. Die Schwingen sind oberseits auf graubräunlichem Grund schwärzlich gebändert und zeigen auch eine schwärzliche Spitze. Der Bürzel ist weiß.
Hals, der Rumpf sowie die Unterflügeldecken sind auf gelblich weißem Grund braun gestrichelt.

Vögel im Jugendkleid sind oberseits ähnlich wie die Weibchen gefärbt. Die Iris ist bei ausgewachsenen Vögeln gelb.
Deutlich ist bei dieser weiblichen Kornweihe der Raureif am oberen Gefieder zu erahnen Bild: Gunter Zieger


Ausgeprägter als Wiesen- und Rohrweihen sind Kornweihen Jäger von kleinen Säugetieren. Das erlaubt ihnen auch die Überwinterung in mittleren Breiten, denn vor allem im Winter spielen Feldmäuse bei ihnen eine große Rolle. Deshalb kann ich zur Winterszeit auf meinen Streifzügen durch die Landschaft hier bei uns auch die Kornweihen beobachten. Im Sommer erbeuten die Konrweihen auch Jungvögel und in Westeuropa werden auch Kaninchen erbeutet. Im niedrigen Suchflug jagen die mit V-förmig angehobenen Flügel gaukelnden Vögel und nützen dabei geschickt jede Deckung aus, um die potenziellen Beutetiere zu überraschen. Das kann man auch bei überwinternden Kornweihen beobachten, die sich dann oft schon am Nachmittag in der Nähe traditioneller, diese werden über viele Jahre beibehalten, Schlafplätzen sammeln.


Auch werden die Windverhältnisse ausgenutzt, denn leichter Gegenwind erleichtert das Gleiten niedrig über dem Boden. Im niedrigen, gaukelnden Suchflug wird nach Beute Ausschau gehalten (Bild: Gunther Zieger)
Bild: Gunter Zieger Im niedrigen gaukelnden Suchflug und jede Deckung ausnutzend wird nach Beute Ausschau gehalten


Im niedrigen, gleitenden Suchflug, der meist schräg gegen den Wind und entsprechend langsam stattfindet, such die Kornweihe systematisch das Gelände ab, um beim Entdecken der Beute blitzschnell und sehr wendig zuzustoßen. Denn Dank ihres eulenartigen Gesichtsschleiers ist ihr Hörvermögen ausgezeichnet, dass Feldmäuse, (oftmals 90%-Anteil der Beutetiere) auch in einer dichten Vegetation, sogar unter einer Schneedecke, ergriffen werden können. Nicht jeder Beutefangversuch ist dabei erfolgreich, so dass die Kornweihe viel Energie bei ihren Beuteflügen aufbringen muss.


Im Unterschied zur Kornweihe hat die weißliche Unterseite der Wiesenweihen-Männchen rostbraune Längsflecken (Bild: Gunther Zieger) Kornweihen aus Nord- und Nordosteuropa sind generell Zugvögel. Sie verlassen ihre Brutgebiete schon ab Mitte August und verbringen die folgenden Monate in Mittel-, West- oder Südeuropa. Ihr Heimzug findet ab Februar (Ende) und April (Ende) statt.
Kornweihen-Männchen bei einem Beutesuchflug Bild: Gunther Zieger


Die mittel- und westeuropäischen Konweihen müssen dagegen als Teilzieher bezeichnet werden, denn einige bleiben im Brutgebiet und andere ziehen weg. Vor allem sind es dann die Jungvögel. Dies kann anhand von beringten Konrweihen ermittelt werden. Leider muss festgestellt werden, dass es auch immer wieder eine illegale Bejagung dieser Greifvögel stattfindet. Diese stellt bei den wenigen Brutpaaren eine große Gefährdung der gesamten Population dar. Die Gesamtpopulation für Mitteleuropa wird ca. mit 230 - 300 PB angenommen. In den Jahren 2011 - 2016 waren im gesamten Bundesgebiet Deutschlands ca. 10 BP bekannt. Der Bestand hatte in den letzen 35 Jahren stark abgenommen. Daher wird die Kornweihe in der RL Deutschland als eine Art 1, d.h. "Vom Aussterben bedroht" eingestuft. Es wird allerhöchste Zeit hier gegenzusteuern.


In ganz Mitteleuropa ist die Kornweihe eine vom Aussterben bedrohte Brutvogelart. Die Hauptursachen des katastrophalen Bestandsrückgangs sind vor allem die Zerstörungen der Lebensräume.  Grundwasserabsenkungen mit anschließendem Umbruch des Dauergrünlandes zu Ackerland und der nach wie vor überhöhte Einsatz von Pestiziden setzt einer Großzahl von Flora und Fauna stark zu, auch der Kornweihe. Wie sieht die Zukunft dieser Greifvogel-Art aus? (Bild: Gunther Zieger)
Bild: Gunther Zieger Kornweihen-Weibchen - wie sieht die Zukunft dieser Greifvogel-Art aus?


Als Schutzmaßnahmen die für die Kornweihe greifen würde, wären die wiederhergestellten Lebensräume dieser Greitvogelart. Vor allem müssen die Heide- und Moorgebiete, sowie die extensiv bewirtschafteten Flächen nicht nur geschützt, sondern erhalten werden. Gebiete müssten wieder für die Kornweihe "renaturiert" werden. Ebenso muss die illegale Verfolgung der Kornweihe, gesetzlich, wie auch der anderen Greifvögel, verankert sein.


Der Schutz dieser Art muss strengstens eingehalten werden (Bild: Gunther Zieger) Es bedarf großer Anstrengungen um dieser Art ein Überleben bei uns in Mitteleuropa zu ermöglichen.
Kornweihen-Weibchen im Porträt Bild: Gunther Zieger


Weibchen haben beim Ausfliegen eine dunkelbraune Iris. Diese Farbe wird bis zum 2. oder auch 3. Kalenderjahr beibehalten. Danach wird die Iris bernsteinfarben. Etwa ab dem 7. Kalenderjahr dann leuchtend gelb. Die Wachshaut und die Beine sind in allen Kleidern gelb. Der Schnabel und die Krallen schwarz.

Gespannt bin ich, bei meinen diesjährigen Streifzügen durch die heimatliche Natur, dieser majestätischen Greifvogelart wieder zu begegnen.


Ordnung Familie Unterfamilie Art
Greifvögel Habichtartige Weihen Kornweihe


Vielen Dank an Herrn Gunther Zieger, für die zur Verfügung gestellten Bilder.


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- letzte Aktualisierung: Donnerstag, 18. November 2021 -
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